Joyeux Noel - Heiligabend an der Westfront 1914

Ziele und Kurzbeschreibung des Projekts: Joyeux Noel - Heiligabend an der Westfront 1914 ("...ich möchte leben")

 

Ein prozessorientiertes Integrations- und Friedensprojekt mit jugendlichen Kriegsflüchtlingen.

 

Bis heute gilt der Erste Weltkrieg als entscheidende Epochenzäsur - auch in seiner Brutalität. Er gilt als erster industriell geführter Massenvernichtungskrieg, in dem alle volkswirtschaftliche Kraft für die Kriegsproduktion aufgewendet wurde. Materialschlachten ungeahnten Ausmaßes waren die Folge bei denen sich Millionenheere in anhaltenden Stellungskriegen gegenüber standen. Aber:

An Heiligabend 1914 verbrüdern sich deutsche, französische und britische Soldaten für wenige Stunden. Sie singen Weihnachtslieder und spielen zwischen den Schützengräben Fußball. Die Feuerpause hat bis heute Symbolkraft und wird für unser prozessorientiertes Friedensprojekt genutzt. Dieses Ereignis findet im Rahmen einer historischen Ausstellung (im Fußballmuseum Springe, Eröffnung im Dez. 2014) Würdigung. In der Erarbeitungsphase der Ausstellung arbeiten deutsche Gymnasiasten (des Hannah-Arendt-Gymnasiums Barsinghausen), Studierende des Instituts für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung (IfBE) der Leibniz Universität Hannover sowie jugendliche Kriegsflüchtlinge aus den Sprachlernklassen der Berufseinstiegsschule der BBS 6 Hannover zusammen an Konzept und Inhalten der Ausstellung. U.a. im Rahmen eines viertägigen Workshops an der Stätte des ehemaligen Kriegsschauplatzes (und Verbrüderungsschauplatzes Weihnachten 1914) in Ypern/Belgien. Studierende des IfBE betreuen hierbei insbesondere die Berufsschüler. Sie begleiten und unterstützen die Jugendlichen, die Kriegsflüchtlinge sind (z.B. aus Syrien und Afghanistan). Die Jugendlichen sind teils mit ihren Familien nach Deutschland gelangt, teils handelt es sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Gemäß einer Pressemitteilung des Bundesfachverbandes „Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge e.V.“ vom 10.03.2014 sind in 2013 rund 4500  unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutschland in Obhut genommen worden. Insgesamt leben schätzungsweise 8.000 bis 10.000 Jungen und Mädchen in Deutschland, die viele tausend Kilometer ohne Eltern und andere Verwandte unterwegs waren. [www.b-umf.de, Zugriff: 11.05.2014]. Studierende und Gymnasiasten befragen die zum Teil traumatisierten Jugendlichen nach ihren Kriegserlebnissen und bearbeiten die Interviews zusammen in der Art und Weise, dass sie als ein Teil der Ausstellung genutzt werden können. Weiter -und zentral für das Projekt: Kriegsflüchtlinge und deutsche Gymnasiasten sowie Studierende planen zwar zusammen, sie spielen aber auch zwischen den kognitiven Phasen zusammen Fußball (siehe Fotos auf dieser Homepage), um sich näher kennen zu lernen, Vertrauen aufzubauen und gemeinsam Spaß zu haben. Drei Klientels, die ansonsten keinerlei Schnittpunkte miteinander hätten, rücken hier also durch das Projekt näher aneinander.

 

Die Nachhaltigkeit des Projektes wird nicht nur per se durch die Erstellung der Ausstellung geschaffen; die beteiligten Jugendlichen sollen nach Ausstellungseröffnung auch als Lotsen für andere Schulklassen fungieren.

Ziele des Projekts:

Die inhaltliche Aufarbeitung der Geschehnisse und Transport des Untersuchungsgegenstandes (Weihnachten/Verbrüderung durch Fußball 1914 an der Westfront) mit Hilfe des Mediums der historischen Ausstellung, soll Aufgabe aller Akteure sein. Abgesehen von dem einfachen Kennenlernen des (kulturell) Anderen und einem besseren Verständnis füreinander werden durch die gemeinsame Planung die Deutschkenntnisse der Kriegsflüchtlinge und ihre Aussprache verbessert. Das Projekt soll den BBS 6-Schülern, die hier also mit deutschen Gymnasiasten und Studierenden zusammen arbeiten, durch das Projekt kulturelle Teilhabe ermöglichen. Gleichzeitig ist es eine Förder- und Hilfsmaßnahme, die in erster Linie die Schüler selbst anspricht und nicht über den schulischen Hintergrund bereitgestellt werden kann. Durch Erlangung von Schlüsselqualifikationen ist es ein Ziel die BBS-Schüler nicht ohne Perspektive aus dem Bildungswesen zu entlassen.

Ein wesentlicher Baustein der Ausstellung werden die auf Video aufgenommenen Interviews mit den syrischen und afghanischen jugendlichen Kriegsflüchtlingen sein. Dafür wurde im Vorfeld ein Kriterien-Katalog (siehe Anhang) zur ertragreichen Befragung der Jugendlichen erarbeitet. Sie berichten über ihre Kindheit, Kriegserlebnisse und Flucht. Die zweite Überschrift des Projektes „…ich möchte leben“ wurde erst im Anschluss und aufgrund der Interviews eingefügt. Auf die Frage, wie er sich seine Zukunft vorstelle, antwortete der 17-jährige Elias aus Afghanistan so bescheiden und dennoch umso eindrucksvoller:

„ich möchte leben“

 

Die historische Ausstellung bekommt so einen unmittelbaren Gegenwartsbezug. Verschiedene Aspekte des Themas (z.B. welchen Stellenwert hatte eigentlich der Fußball in der Gesellschaft 1914 in England, Frankreich und Deutschland?) werden arbeitsteilig bearbeitet und später GEMEINSAM in EINER Ausstellung präsentiert. Die Interviews fanden bereits statt.  Und zwar -und der Punkt ist zentral für das Projekt-  im Rahmen eines viertägigen Workshops im April 2014 an der Stätte des ehemaligen Kriegsschauplatzes (und Verbrüderungsschauplatzes des Heiligabend 1914) in Ypern/Belgien. Bei den Berichten der BBS Schüler kamen einigen Schülern des HAG die Tränen. Unfassbar, was diesen  Jugendlichen- so alt wie die HAG-Schüler, in einem so kurzen Zeitraum alles widerfahren ist. Ohne dass zuvor aufgebaute Vertrauen durch gemeinsame Aktivitäten, u.a. gemeinsames Fußballspielen, hätten sich die jugendlichen Kriegsflüchtlinge kaum so geöffnet und über ihr Schicksal erzählt.

Außerdem wurden im Rahmen des Aufenthalts in Belgien von allen Teilnehmern die ehemaligen Kriegsschauplätze und Schützengräben besichtigt, ein Besuch des Flanders Fields Museum war genauso obligatorisch wie Kranzniederlegungen auf den deutschen bzw. britischen und französischen Soldatenfriedöfen in Langemarck – Poelkapelle. Außerdem wurde die „Last Post Zeremonie“ in Ypern (www.lastpost.be) besucht.

Die Methode eines transnationalen Schülerprojektes wurde bewusst gewählt, denn die junge Generation steht im Mittelpunkt der Botschaft, die das Fußballmuseum Springe aus Anlass des 100jährigen Gedenktages an den 1.Weltkrieg an Deutsche und den Nationalitäten der Kriegsflüchtlinge richten möchten.

 

Krieg bedeutet Sterben  -  Krieg bedeutet Flucht und Vertreibung.

Wir alle stehen in der moralischen Pflicht Vertriebene aufzunehmen und Hilfe zu geben.

Bildung ist DAS Medium zum gegenseitigen Verständnis.

 

 

 

Bilder zu dem Projekt finden Sie hier.

Die Partner

Hannover 96
Niedersächsischer Fußballverband
Leibniz Universität Hannover

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