Integration Gestern und Heute

Schüler des Hannah-Arendt-Gymnasiums (HAG) Barsinghausen planen zusammen mit jugendlichen Kriegsflüchtlingen (Schüler der BBS6 in den sog. Sprachlernklassen)  sowie Lehramts-Studierenden der Leibniz Universität Hannover eine gemeinsame Ausstellung zum Untersuchungsgegenstand „Krieg, Flucht und Vertreibung – Integration Gestern und Heute“.

Die HAG-Schüler interviewen zunächst Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, z.B. aus Schlesien u. Ostpreußen, die ihre neue Heimat nach dem 2. Weltkrieg in Hannover bzw. der Region Hannover gefunden haben.

Danach werden von ihnen jugendliche Kriegsflüchtlinge (Schüler der BBS6 in den sog. Sprachlernklassen)  nach Bedingungen und Belastungen ihrer Flucht und Vertreibung vor Krieg befragt.

Dies geschieht im Rahmen eines gemeinsamen dreitägigen Workshops (Einstiegsworkshop). Die Teilnahme für die Schüler ist freiwillig.

 

Der Einstiegsworkshop findet im Harz vom 05-07.02.2016 statt. Hier wird zunächst die integrative Kraft des Sports als Vehikel zum gegenseitigen Kennenlernen genutzt. Die deutschen Schüler bringen den jugendlichen Kriegsflüchtlingen, die teilweise noch nie Schnee gesehen haben, das Skifahren bei. Durch den Spaß am sportlichen Miteinander werden Vertrauen aufgebaut und Vorurteile abgebaut. Der Regionssportbund Hannover unterstützt das Vorhaben mit Man-power und seiner sportpädagogischen Kompetenz. Die Planungen für die gemeinsame Ausstellung mit den jugendlichen Kriegsflüchtlingen werden dann, nachdem die ersten mentalen Schranken durch den gemeinsamen Sport abgebaut sind, während des Einstiegsworkshops gemacht und Text- sowie Schautafeln erarbeitet. Das erarbeitete Material wird museal aufbereitet bzw. in einer Ausstellung präsentiert.

Die Interviews mit den jugendlichen Kriegsflüchtlingen werden während des Einstiegsworkshops geführt und auf Video aufgenommen. Die jugendlichen Kriegsflüchtlinge werden zuvor  im Rahmen des Fußballprojekts Hannover durch Studierendes des IfBE in Deutsch fit gemacht, so dass die Interviews im Januar 2016 geführt werden können. Die Studierenden geben den Sprachanfängern ab dem Wintersemester 2015/16 eine Deutsch-Sprachförderung (jeden Mittwoch bei Hannover 96 in der HDI-Arena) im Rahmen des Fußballprojektes Hannover (www.fussballprojekt-hannover.de) und begleiten später medienpädagogisch das weitere Projekt. So greifen sie den Gymnasiasten bei der Gestaltung der Interviews unter die Arme und stehen als Paten der Kriegsflüchtlinge zur Verfügung. Außerdem evaluieren sie das Projekt in Form von Seminar- und Bachelorarbeiten.

 

Bereits vor diesem Einstiegsworkshop stellen Gymnasiasten und Sprachanfänger eine gemeinsame Fußballmannschaft für ein Charity-Turnier in Springe am 29.12.2015 auf die Beine. Außerdem besuchen alle gemeinsam am 23.01.2016 ein Heimspiel von Hannover 96. Für sämtliche jugendlichen Kriegsflüchtlinge dürfte dies der erste Stadionbesuch in Hannover sein. Hannover 96 hat dafür bereits 50 Freikarten im Wert von 1250,- Euro zugesagt. Auf diese Art und Weise haben sich alle Beteiligten vor dem Einstiegsworkshop schon einmal „beschnuppert“. Zum Abschluss des Projektes steht wiederum ein von Hannover 96 gesponserter Stadionbesuch  im Wert von nochmals 1250,- Euro an.

Leitfragen des Projektes sind:

-Welche Belastungen war/ist man durch Krieg, Flucht und Vertreibung ausgesetzt?

-Wie sind die Flüchtlinge damals aufgenommen worden?

-Wie heute?

-Wo gibt es Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten?

-Wie gelang, wie gelingt die Integration in (der Region ) Hannover?

 

Die drei Gruppen (Studierende, Gymnasiasten, Kriegsflüchtlinge) präsentieren ihre Ergebnisse in einer GEMEINSAMEN Ausstellung mit dem Titel: Krieg, Flucht und Vertreibung – Integration GESTERN und HEUTE.

 

Dazu werden von der BBS 6 im Rahmen Faches Holztechnik die nötigen Stellwände gebaut. Da die Interviews mit den jugendlichen Kriegsflüchtlingen ausschließlich auf FREIWILLIGER BASIS stattfinden können (teilweise handelt es sich in der Sprachlernklasse um durch Kriegserlebnisse traumatisierte Jugendliche), wir aber aus schulorganisatorischen Gründen mit einer zum Schulanfang festgelegten Sprachlern-Klasse zusammen arbeiten können, erarbeiten diejenigen Jugendlichen der Sprachlernklasse, die nicht interviewt werden möchten eine Ausstellung über das Fußball-Schiedsrichterwesen. Arbeitstitel der Ausstellung, welche im Fußballmuseum Springe präsentiert werden wird, ist: SCHIRIS !

Außerdem sind im Normalfall etwa 20% einer Sprachlernklasse mit Jugendlichen besetzt, die gar keine Flüchtlinge sind, sondern aus EU-Ländern kommen, aber neu nach Deutschland zugereist sind. Zum Beispiel Jugendliche aus Griechenland, Polen oder Bulgarien, deren Eltern jetzt hier arbeiten.

Diese Jugendlichen arbeiten ebenfalls zusammen mit denen nicht zu einem Interview bereiten jugendlichen Kriegsflüchtlingen an der Ausstellung „SCHIRIS!“

Natürlich wird diese Ausstellung ebenfalls in Zusammenarbeit mit den deutschen Gymnasiasten und den Studierenden erarbeitet. Ziel dieser Ausstellung ist die museale Präsentation des Fußball-Schiedsrichterwesen von den Wurzeln bis in das durch die Kommerzialisierung und Professionalisierung beeinflusste heute. Die versch. Kulturen der Jugendlichen werden dabei ebenfalls berücksichtigt und in die Ausstellung einfließen.

Durch die Erarbeitung zweier Ausstellungen und die Mitarbeit des Fußballmuseums Springe werden sich Synergieeffekte einstellen, außerdem ist das Fußballmuseum Springe sehr erfahren in solchen Projekten, die unter Mitarbeit von Jugendlichen entstehen. Das neue Projekt wird von diesem know-how profitieren. Mehrere Auszeichnungen für das Fußballmuseum sprechen hier eine deutliche Sprache: (Niedersächsischer Integrationspreis 2014, Preis der Kulturregion Hannover „Kulturkometen“ 2015, Niedersächsischer Förderpreis Museumspädagogik 2015).

 

Die BBS 6 – Schüler produzieren außerdem im Rahmen ihres Unterrichts einen Fußball-Soccercourt. Dieser wird im Mai 2016 an die polnische Stadt  Oswiecim (Auschwitz) in Schlesien als Geschenk übergeben. (Materialwert ca. 6.000 Euro, die aus Eigenmitteln der Schule finanziert werden. Im Rahmen der feierlichen Übergabe wird auf dem Marktplatz in Oswiecim/Auschwitz ein Friedens-Jugend-Fußballturnier ausgetragen, das von den Projektteilnehmern vorbereitet und durchgeführt wird.

(Exkursionszeitraum = 18.-22.Mai 2016). Die deutschen Schüler sowie die jugendlichen Kriegsflüchtlinge fungieren bei diesem Turnier also als Organisatoren und Schiedsrichter. Die Studierenden, die BBS6 Schüler, als auch die Gymnasiasten werden außerdem ein Team aufstellen und mitspielen. Insgesamt werden dafür drei Soccercourts auf dem Marktplatz von der Projektgruppe aufgebaut. Die Übergabe eines von den BBS6-Schülern produzierten Soccercourts an die Stadt Auschwitz  und die Teilnahme aller Projekt-Beteiligter an dem Friedens-Jugend-Fußballturnier bringen neben der Ausstellungseröffnungen „SCHIRIS! (im Fußballmuseum Springe) sowie der als Wanderausstellung geplanten Ausstellung „Krieg, Flucht, Vertreibung – Integration GESTERN und HEUTE“  im Juni 2016 das Projekt zur Vollendung.

Ein gemeinsamer Besuch der Gedenkstätte in Auschwitz ist obligatorisch.

Das Projekt als solches soll im Dezember 2015 starten.

Die Gespräche mit der Stadt Auschwitz sind bereits abgeschlossen, fertige Verträge zur Übergabe des Soccercourts und zur Durchführung des Fußballturniers auf dem Marktplatz liegen bereits unterschriftsreif in der Schublade.

Oswiecim/Auschwitz hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einer Stadt des Friedens, von der vielerlei Initiativen der Friedensforschung und der internationalen Verständigung ausgehen entwickelt.

Bis zur Befreiung der Stadt durch die sowjetische Armee am 27. Januar 1945 wurden im Konzentrationslager Auschwitz über 1,5 Millionen Menschen – Juden, Polen, Russen, Roma und Sinti sowie Angehörige vieler anderer Nationen – von den Nazis systematisch ermordet. Heute ist die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz zu einem Anziehungspunkt für Touristen geworden. 1,3 Millionen Menschen kommen jährlich nach Oswiecim, um sie zu besuchen.

Das Friedens-Fußball-Jugendturnier auf dem dortigen Marktplatz ist ein zentraler Baustein der Gedenkstättenarbeit der Stadt Auschwitz und ihrer Bemühungen um Völkerverständigung im Jahr 2016.

 

Zielsetzung des Projektes ist ein besseres Verständnis füreinander und die Völkerverständigung. Gleichzeitig handelt es sich um ein generationenübergreifendes Projekt, welches zur Erinnerungskultur der Region Hannover beiträgt und insbesondere für die aktuelle Situation der jugendlichen Kriegsflüchtlinge sensibilisiert.

Die Partner

Hannover 96
Niedersächsischer Fußballverband
Leibniz Universität Hannover

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